Der in diesem Jahr mit 12.000 Euro dotierte erste Preis der Darmstädter Stiftung für Technologietransfer ging an Dipl.-Ing. Oliver Hauck und Dipl.-Ing. Andreas Noback für das bei Prof. Dr. Franziska Lang am Fachgebiet Klassische Archäologie des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt und am von Oliver Hauck geleiteten Frankfurter Institut für Raumdarstellung sowie unter der Leitung von Andreas Noback am Rechnerpool des Fachbereichs Architektur angesiedelte Projekt zur Entwicklung eines neuen Mediums der Ausstellungsarchitektur.

Der Preis wurde vom Stiftungsvorsitzenden Dr. Ohrnberger in diesem Jahr erstmals im Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus der TU Darmstadt übergeben. Der zweite Preis ging an Johannes Stegner, Rainer Seehaus und Prof. Ingo Sass vom Fachgebiet Angewandte Geothermie für die Entwicklung eines Wärmeleitfähigkeitsmessgerätes für Lockergesteine.

Die Darmstädter Stiftung für Technologietransfer prämierte ein Projekt, das, wie PD Dr.-Ing. Helge Svenshon vom Fachbereich Architektur in seiner Laudatio betonte, „gemäß ihrer Bestimmung“ den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft voran treibt, denn es wird ein an der TU entwickelter Prototyp zu einem Produkt des von Oliver Hauck 2010 ausgegründeten Instituts für Raumdarstellung in Frankfurt am Main weiter entwickelt. Mit dem Preisgeld sollen die hierfür erforderlichen Messgeräte und die Entwicklung eines standardisierten, vermarktbaren Verfahrens finanziert werden.

Das Projekt „Ein neues Medium für die Ausstellungsarchitektur – Verfahren zur Darstellung hoch kontrastierender digitaler Bilder in Exponaten“ hat zum Ziel, die für die Darstellung des Ausbauzustandes der Hagia Sophia in Istanbul zur Zeit ihrer Erbauung unter Kaiser Justinian im Rahmen der Ausstellung „Byzanz – Pracht und Alltag“ in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland entwickelte HDR-Leuchtkastentechnologie zu einem marktfähigen Produkt für austauschbare bildhafte Darstellungen weiter zu entwickeln.

Bei der Vorstellung des Projektes anlässlich der Preisverleihung erläuterte Oliver Hauck die Genese des Projektes seit der Arbeit an dem von Prof. Dr. Rudolf H.W. Stichel verantworteten und von der DFG geförderten Projektes „Die Hagia Sophia Justinians in Konstantinopel als Schauplatz weltlicher und geistlicher Inszenierungen in der Spätantike“ bis hin zur Anfrage der Bundeskunsthalle, die Forschungsergebnisse der Lichtsimulation in der Ausstellung einem breiten Publikum zu veranschaulichen. Der Erfolg des Exponates in der Ausstellung und die Resonanz der Fachwelt beim 11th International Radiance Workshop 2011 am Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme, zu dessen Anlass ein Leuchtkasten von Prof. Rob Shakespeare von der University of Indiana bezüglich seiner Leuchtdichte vermessen wurde, bewog Oliver Hauck dazu, die Technologie als Produkt für das im Frankfurter Gründerzentrum „Mainraum“ angesiedelte Institut weiter zu entwickeln, das für Ausstellungen und Präsentationen flexibel eingesetzt werden kann.

Das Verfahren übertrifft in hohem Maße die herkömmlichen Darstellungsmittel, wie sie etwa in der Art eines Fotos oder eines Computer generierten Renderings auf herkömmlichen Medien derzeit angeboten werden.

Andreas Noback vom Rechnerpool des Fachnereichs Architektur erläuterte anschaulich die technischen Aspekte des Verfahrens, das im Bereich der hochkontrastierenden Darstellungen allein durch seine möglichen Ausmaße einmalig ist. Andreas Noback unterstrich zudem, dass das Verfahren in Zukunft erstmalig erlauben soll, Kontraste nicht nur zu erhöhen – wie dies etwa bei Dialeuchtkästen schon lange möglich ist – sondern dies über entsprechende Umwandlungsprofile kontrolliert und wissenschaftlich belastbar zu bewerkstelligen.

Für einen effizienten Workflow von der vorliegenden Hochkontrastbild-Datei (high dynamic range, HDR) zum hinterleuchteten Bild müssen mit Hilfe von Luminanzmessungen Druckprofile erstellt werden. Aus der Leuchtdichteverteilung der 32-Bit Datei muss in die Lichtdurchlässigkeit der Druckschichten berechnet und in druckbare Bilddateien umgewandelt werden. Die Leuchtdichteverteilung des Systems muss gemessen und mit derjenigen der Ursprungsdatei abgeglichen werden. Dies führt zu einem ökonomisch vermarktbaren Verfahren.

Dieses Verfahren soll neben den Daten der computergestützten Lichtsimulation auch für HDR-Fotografien nutzbar gemacht werden. Dies erfordert ein fotografisches Verfahren, das die Leuchtdichteverteilung im Raum physikalisch korrekt in HDR-Dateien erfasst. Dazu müssen handelsübliche Kameras kalibriert werden. Beispielhaft soll ein in der Lichtführung interessanter Innenraum mit diesem Verfahren fotografisch dargestellt werden.

Laudator PD Dr. Helge Svenshon bezeichnete es als „großen Glücksfall“, dass mit den Mitteln der Stiftung ein Produkt weiterentwickelt werden kann, dass dann eine qualifizierte Medialisierung architekonischer Räume und Atmosphären verbreiten kann. Er führte dies nicht nur auf die interdisziplinäre Offenheit in Kombination mit der unbeirrbaren Hartnäckigkeit im Verfolgen des Zieles der beiden Preisträger zurück, sondern führte diese Fähigkeiten auch auf die Besonderheiten des Architekturstudiums zurück, das durch seine Fächervielfalt „Interdisziplinarität“ gewissermaßen zum Programm macht.